Silke Fiedler

 

Therapie, Supervision & Coaching

Sehr geehrte Klientin, sehr geehrter Klient,

nachstehend habe ich einige Informationen zusammengetragen, von denen ich denke, dass es für Sie nützlich ist, sie auch in schriftlicher Form vorliegen zu haben, so dass Sie sie nochmals in aller Ruhe zu Hause durchlesen können.

Formalia:

  1. Eine Systemische Therapie (Familientherapie), die Sie jetzt begonnen haben, umfasst im statistischen Durchschnitt etwa 15 Sitzungen. Seien Sie bitte nicht verwundert, wenn Ihre Therapie weniger oder mehr Sitzungen erfordert. Der Durchschnittswert stellt nur eine grobe Orientierung dar.
  2. Im Unterschied zu anderen Therapieformen finden in einer Systemischen Therapie die Sitzungen in größeren Zeitabständen (dafür aber mit längerer Dauer) statt, in der Regel in einem zweiwöchigen Rhythmus. Da während der Schulferienzeiten von Baden-Württemberg meine Praxis ebenfalls geschlossen ist, erstrecken sich im Schnitt die 15 Sitzungen auf einen ungefähren Zeitraum von einem Jahr.
  3. Eine Therapiesitzung dauert in der Regel 90 bis 100 Minuten. In `Behandlungseinheiten´ umgerechnet (`Behandlungseinheit´ ist der Begriff, den die Krankenkassen und andere Kostenträger verwenden. Eine Behandlungseinheit entspricht 50 Minuten) bedeutet dies, dass eine Therapiesitzung in der Regel 1,8 bis 2 Behandlungseinheiten dauert.
  4. Da eine `Behandlungseinheit´ zurzeit 70,00 Euro kostet, belaufen sich die Kosten für eine Therapiesitzung auf ungefähr 126,00 Euro. Die Sitzungen können Sie bar oder per Überweisung bezahlen. In jedem Fall erhalten Sie eine Rechnung von mir.
  5. Es kann manchmal vorkommen, dass Sie aus wichtigem Grunde einen bereits vereinbarten Therapietermin absagen müssen. Sagen Sie bitte den Termin nach Möglichkeit zwei Tage zuvor ab, mindestens jedoch 24 Stunden vorher.
  6. Obwohl ich mich sehr bemühe, im wahrsten Sinne des Wortes `nach allen Regeln der Kunst´ gut mit Ihnen zu arbeiten, kann es dennoch manchmal Missverständnisse, Irritationen oder Ärger bei Ihnen geben. Bitte haben Sie immer den Mut, diese Missverständnisse, Irritationen oder Ihren Ärger in der nächsten Sitzung anzusprechen. Sie befinden sich während des Therapieprozesses hier gewissermaßen in einem Schonraum, wo dies immer möglich ist bzw. wo gegenseitiges Verstehen die absolut notwendige Grundlage der gemeinsamen Arbeit darstellt.

Inhalt:

In der Systemischen Therapie gibt es einige Grundideen, die ich Ihnen an dieser Stelle kurz erläutern möchte:

  1. Menschen sind nicht geistreich, heiter, depressiv, traurig, interessiert, langweilig, überlegen, unterlegen etc. sondern sie verhalten sich bestimmten Menschen gegenüber so oder so oder so.
  2. Derselbe Mensch, z.B. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter verhält sich seinem Vorgesetzten gegenüber sehr aufmerksam, zuvorkommend und höflich, während er sich Ihnen gegenüber sehr locker, wenig wertschätzend und manchmal etwas grob verhält. Dasselbe Kind, das sich zu Hause sehr tyrannisch und lärmend verhält, zeigt sich gegenüber seinen Mitschülern sehr ängstlich, zurückhaltend und weinerlich. Derselbe Mensch, z.B. Ihre Frau verhält sich ihrem Vater gegenüber ziemlich angepasst, unterwürfig und zuvorkommen, während sie sich Ihnen gegenüber eher kratzbürstig, eigensinnig und streitlustig zeigt.

Kurzum: Menschen haben nicht bestimmte Eigenschaften, sondern sie haben sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten – abhängig vom jeweiligen Gegenüber – mal eher diese Eigenschaften zu zeigen und mal eher jene.

  1. Menschen haben Ressourcen! Wenn z.B. eine Familie zu mir kommt, weil eins ihrer vier Kinder in der Schule versagt, haben dann die Eltern wirklich versagt? Warum können die Eltern ihre erzieherischen Fähigkeiten, die sie ja zweifelsohne haben, bei dem vierten Kind nicht einsetzen? Und das Kind? Ist es wirklich ein Versager? Wieso gelingt es dem Kind, sich zweieinhalb Stunden am Gameboy zu konzentrieren, aber keine fünf Minuten im Englisch-Unterricht? Warum kann das Kind seine Konzentrationsfähigkeit, die es beim Gameboy ja beweist, nicht auch im Englisch-Unterricht einsetzen? Sowohl bei den Eltern als auch beim Kind kann es deshalb nicht darum gehen, ihnen irgendwelche Fähigkeiten (das Erziehen oder das Konzentrieren) beibringen zu wollen – denn das können sie schon -, sondern vielmehr darauf zu sehen, warum beide ihre Fähigkeiten nicht wie üblich zum Einsatz bringen können.
  2. Jeder Mensch erlebt die Wirklichkeit anders, nämlich aus seiner Perspektive und mit seinen Augen und Gefühlen. D.h. in unseren Gesprächen kann es keine objektive „Wahrheit“ oder Wirklichkeit geben, sondern nur subjektive Sichtweisen darüber. Jede einzelne Sichtweise verdient den gleichen Respekt und hat die gleiche Wichtigkeit.
  3. Menschen beeinflussen sich in ihrem Verhalten ständig gegenseitig. Wenn ich z.B. möchte, dass mein Partner seine Socken nicht im Bad auf de Boden liegen lässt, sonder diese wegräumt, könnte ich zu ihm in freundlichem Ton sagen: „Schatz, könntest Du bitte so lieb sein und noch schnell die Socken wegräumen?“ Ich könnte auch sagen: „Du hast schon wieder die Socken im Bad liegen lassen. Das ist typisch für Dich.“ Oder ich könnte sagen: „Wenn Du nicht sofort die Socken wegräumst, werde ich Dich nicht zum Geschäft fahren.“ Oder, oder, oder. Abhängig davon, in welchem Tonfall ich was sage und mit welcher Gestik oder Mimik ich meine Worte begleite, werde ich unterschiedliche Gefühle, Reaktionen und Verhaltensweisen bei meinem Partner auslösen können. Ich kann somit das Verhalten der Anderen mitsteuern, genau wie dieser mit seiner Reaktion dann mein weiteres Verhalten beeinflusst und mitsteuert, woraufhin ich mit meiner nächsten Reaktion wiederum seine nächste Reaktion mitsteure etc.
  4. Last, but not least: KlientInnen sind immer so gut wie ihre TherapeutInnen und TherapeutInnen sind immer so gut wie ihre KlientInnen, da sie sich ja – sie Punkt 5- gegenseitig beeinflussen. Was können Sie also tun, damit Ihnen Ihre TherapeutInnen die `richtigen´ Fragen stellen und was können die TherapeutInnen tun, damit sie die `richtigen´ Antworten geben?

Zum Schluss bleibt mir nur noch, Ihnen einen guten Therapieerfolg zu wünschen und zu hoffen, dass Sie auch in fünf Jahren noch sagen werden, dass sich die Therapiesitzungen für Sie gelohnt haben.